Handicap-Love – Über das Liebesleben mit Blasenkatheter.

Es gibt eine Annahme die mir im laufe der Jahre immer wieder begegnet ist, diese lautet “ Ich habe einen Blasenkatheter, mein Liebesleben ist damit am Ende”.  Warum das nicht unbedingt so sein muss erfahrt ihr hier.

Sexualität ist ein menschliches Grundbedürfnis, die meisten Menschen sind sich in diesem Punkt einig, das bedeutet auch das sexuelle Gesundheit ein grundlegendes Menschenrecht ist oder sein sollte. Wenn nun eine Krankheit dazu führt dass das legen eines Katheters zur Harnableitung notwendig wird, wird spätestens an diesem Punkt die Sexualität der betroffenen Person in den allermeisten Fällen in Mitleidenschaft gezogen.

Es gibt einige sexuelle Störungen die mit diesem Thema zusammenhängen können. Bei beiden Geschlechtern können Lustlosigkeit, eine Abneigung gegen den Partner bzw. die Partnerin oder den Sex im Allgemeinen und/oder brennende oder krampfartige Schmerzen im Genitalbereich oder beim Sex auftreten. Bei Frauen können auch Probleme durch mangelnde vaginale Befeuchtung und Orgasmusstörrungen entstehen, bei Männern können Erektionsstörungen, Ejakulationsstörungen im Sinne von vorzeitigen, verzögerten oder retrograden Ejakulationen ( hierbei fließt das Ejakulat in die Blase ) oder ein Priapismus auftreten. Letzteres kann übrigens ein notfallmedizinisches Eingreifen erforderlich machen, solltet ihr also eine Erektion haben die länger als zwei Stunden anhält ist das kein Spaß, geht bitte sofort zum Arzt.

Die Wahl des Katheters kann entscheidend sein.

Es gibt viele verschiedene Methoden der Harnableitung, die Wahl der Methode liegt natürlich in erster Linie an der grundlegenden Erkrankung die den Katheter überhaupt notwendig macht, die verschiedenen Möglichkeiten können die Sexualität selbstverständlich auch verschieden stark beeinträchtigen, ebenso spielt oft die Psyche des Patienten eine große Rolle. Legt man sich selbst einen Katheter ist das für viele Menschen nicht schlimm, ist es jedoch der Partner bzw. die Partnerin so hat es teilweise furchtbare Folgen für den sexuellen Aspekt einer Partnerschaft, oft werden die bereits erwähnten Aversionen hierdurch ausgelöst.

Die beste Wahl zur Schonung oder Wiederaufnahme der Sexualität ist also ein “intermittierender Selbstkatheterismus” das bedeutet dass man sich in regelmäßigen Abständen selbst einen Katheter einführt und die Blase entleert, danach zieht man den Katheter wieder ab. So muss man sich keine Sorgen über irgendwelche Unfälle beim eventuellen Liebesspiel machen und diese Methode ist sehr einfach und kann schnell erlernt werden, viele Menschen mit eingeschränkter Motorik oder schlechter Mobilität praktizieren diese Technik regelmäßig.

Andere Methoden haben deutlich größere Auswirkungen auf die Sexualität der Patienten. Bei Männern mit einem Dauerkatheter werden beispielsweise Erektionen erschwert, ein Orgasmus ist zwar möglich allerdings empfinden viele Patienten diesen Moment als nicht besonders angenehm. Für viele Frauen mit dieser Art von Katheter ist Sex auf herkömmlichen Weg nur schwer umsetzbar.

Eine weitere oft angewandte Möglichkeit für Männer ist das Kondomurinal, da man es jederzeit einfach abziehen kann gibt diese Methode eine große Flexibilität in der Sexualität. Allerdings kann es nach dem Entfernen des Kondomurinals zu Harnverlust kommen, die Möglichkeit dass dieses Ereignis eintritt macht den meisten Paaren große Angst.

Kommunikation in der Partnerschaft ist entscheidend.

Es kann gar nicht oft genug betont werden wie wichtig es ist mit seinem Partner bzw. seiner Partnerin zu sprechen. Durch Krankheiten und Behandlungen können angespannte Situationen entstehen, diese Situationen werden auch durch Ängste angetrieben. Diese Ängste können durchaus sexueller Natur sein, da wären beispielsweise sexuelle Versagensängste, dieses quälende Gefühl die andere Person einfach nicht mehr befriedigen zu können.

Falsche Erwartungen tun ebenfalls einen Teil zur Flaute im Bett, es wird häufig davon ausgegangen dass der jeweils Andere in der momentanen Situation einfach keine Lust auf Lust hat, was dazu führt das man sich dem grundlegenden Problem nie wirklich stellt weil es vermeintlich keine Notwendigkeit gibt es anzusprechen.

Sexualität ist ein Lebenselixier, es sollten immer von allen Seiten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden um die Sexualität eines Menschen möglichst lange zu erhalten. Das kann allerdings auch bedeuten das sich die betroffenen möglicherweise von ihrem bisherigen Sexleben verabschieden und ihre Sexualität gegebenenfalls neu entdecken müssen, auch hierbei hilft eine gute Kommunikation und ein klein wenig Kreativität, den Blickwinkel zu ändern und Neues zu versuchen kann auch sehr viel Spaß machen.

Über den eigenen Tellerrand schauen.

Es kann immer hilfreich und fördernd sein den eigenen Horizont zu erweitern und neue Dinge zu testen. Es existieren durchaus Spiele in gewissen Fetisch oder BDSM Bereichen bei denen ein Katheter verwendet oder die Harnröhre mit Dilatoren gedehnt wird, das soll nicht heißen dass jeder Mensch mit einem Katheter plötzlich gefallen daran finden muss, testet eure Grenzen einfach gemeinsam aus.

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