Friends with Benefits – Gender-Kram, eine Rezension.

Auf einem weißen Hintergrund steht das Wort Equality ( auf Deutsch "Gleichheit"). Das Wort ist in Regenbogenfarben geschrieben.

Eine kurze Rezension von Daniel Horneber. Hier erfahrt ihr ob „Gender-Kram“ empfehlenswert ist oder eher nicht.

Liebe Leser*innen,

normalerweise veröffentliche ich auf Sexabled immer nur ein Thema pro Monat. Doch jetzt hat sich die Gelegenheit ergeben, diese wunderbare Rezension von Daniel Horneber hier zu veröffentlichen. 

Daniel betreibt übrigens auch eine eigene Website. Sollte euch die Rezension gefallen, könnt ihr euch auf seiner Seite inklusion-statt-integration.de auch einen Eindruck von seinen restlichen Veröffentlichungen machen. 

Sollte die Rezension euer Interesse wecken, könnt ihr es hier als Taschenbuch erwerben: Link

Das wars erstmal von mir, ich wünsche euch jetzt erstmal viel Spaß beim Lesen.

Gender-Kram Illustrationen und Stimmen zu Geschlecht eine Rezension.

Gender-Kram“ von Louie Läuger ist meines Erachtens, die beste Einführung, in der Geschlecht und Geschlechtlichkeit verhandelt wird, denn es dekonstruiert das Konstrukt der Binarität. Damit macht das Buch offensichtlich, dass Menschen, die nicht dieser Binarität entsprechen, durch diese Norm diskriminiert werden. Formal ist das Buch im „Graphic novel Stil“ gehalten, diese Form muss Mensch liegen. Im ersten Kapitel erklärt das Buch den Leserinnen die Basics zu Sex und Gender und erklärt den Unterschied. Ferner geht das Buch auf das Konzept der Intersektionalität ein. Dass bei den Strukturkategorien Klasse fehlt, ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen bei solchen Aufzählungen.

Es wird auf der Grundlage der Intersektionalität erklärt, wie sich die verschiedenen Strukturkategorien, wie z.B. Rassismus, Beeinträchtigung usw. auf Gender auswirken. Zum Beispiel wird Menschen mit Beeinträchtigungen Gender oft abgesprochen. Wie diese Verschränkungen genau bei den einzelnen Kategorien funktionieren und welche Funktion diese Diskriminierung hat, nämlich die Spaltung der Gesellschaft, wird leider nicht erklärt.

Das Absprechen von Sex und Gender bei Menschen mit Beeinträchtigung führt auch dazu, dass in keinem der Lehrpläne der 16 Bundesländer vorgeschrieben ist, dass beeinträchtigte Körper in den Materialien zur Sexualerziehung vorhanden sein müssen. Ich kenne bisher keine populärwissenschaftlichen Bücher für Sexualerziehung, in denen beeinträchtigte Körper abgebildet werden. Beeinträchtigte Körper kannte ich bisher nur aus Materialien, welche explizit zur Aufklärung behinderter Menschen gedacht sind.

Dieses Buch bildet behinderte Menschen nicht nur ab es macht auch deutlich das sie nicht alle hetero und cis sind, sondern gesteht ihnen auch andere Geschlechtsidentitäten und Orientierungen zu. Darüber hinaus sind die behinderten Personen endlich einmal nicht alle weiß.

Einziges Manko die Formen an Beeinträchtigungen, hätten noch diverser sein könnten. Das Buch zeigt leider nur die klassische Form der Darstellung von Beeinträchtigung: der/die Rollstuhlnutzerin. Aber immerhin der Anfang ist gemacht!

Das zweite Kapitel geht über „Biologie – das zugeschriebene Geschlecht“. Es wird sehr überzeugend dargestellt, dass die Einteilung anhand von Vulva und Penis Menschen in zwei Kategorien aufzuteilen eine Konstruktion ist. Ein längerer und sehr informativer Abschnitt zu Intergeschlechtlichkeit folgt. Darin werden die sozialen Kämpfe von intergeschlechtlichen Menschen dargestellt. Es wird auch erzählt,
was intergeschlechtlichen Menschen im Namen der zwei Kategorien angetan wurde und wird.

In Kapitel 3 zeigt das Buch auf, welche gesellschaftlichen Rollen Personen aufgrund ihres zugewiesenen biologischen Geschlechts zugewiesen werden. Dieses soziale Geschlecht nennt sich Gender.

In Kapitel 4, wird sich mit Identitäten befasst. Hier wird zunächst erklärt, wie sich Identität aufbaut, dann wir auf die Begriffe cis- und transgeschlechtlich eingegangen. Es wird dargestellt, was Transgender bedeutet, um erst dann auf die Geschlechtsidentitäten „Mann“ und „Frau“ einzugehen. Diese Reihenfolge stellt die Norm in Frage die Geschlechtsidentitäten „Frau“ und „Mann“ in den Mittelpunkt zu stellen. Das Buch „Gender-Kram“ stellt den Leser*innen rund 50 Geschlechtsidentitäten vor und erhebt trotzdem noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Form der Lektüre ist so gestaltet, dass unter jeder Geschlechtsidentität zwei bis drei gezeichnete Personen sind, die über ihre Geschlechtsidentität „reden“. Damit liest sich dieses Buch um einiges spannender und zugänglicher als rein theoretische Erklärungen. Eignet sich darüber hinaus aber trotzdem Nachschlagewerk.

In Kapitel 5 geht es um Geschlechterausdruck ebenso wie um die Wichtigkeit von geschlechtergerechter Sprache. Bearbeitet wird neben geschlechtergerechten Schreib- und Sprechweisen auch die Wichtigkeit der Anerkennung und Nutzung selbstbestimmter Namen und Pronomen. Mit „Gender.Kram“ gibt es endlich ein Buch zum Thema Geschlechtsidentitäten, welches der Realität nahekommt. Meines Erachtens ist das Buch ein Muss für jeden Lehrplan.

Einige Menschen werden ein Kapitel zu sexueller Orientierung vermissen. Ich kann die Entscheidung, diese Thematik abzukoppeln, gut nachvollziehen. Würde mir aber wünschen, dass Louie Läuger ein weiteres Buch über sexuelle Orientierung herausbringt und eines indem sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität verschränkt werden. Ich würde mir beide Bücher kaufen.

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