Handicap-Passion – Erotische Etablissements und das Thema Barrierefreiheit Teil 2.
Beim letzten Mal hatten wir Swingerclubs zum Thema, dieses Mal geht es um BDSM-Studios. Gibt es hier mehr Barrierefreiheit oder ist das Ergebnis ähnlich?
Vor einiger Zeit setzte ich mich mit dem Thema der Barrierefreiheit in Swingerclubs auseinander. Das Ergebnis war, gelinde gesagt, eine kleine Enttäuschung. Nicht unbedingt, weil ich in ganz München und der Umgebung keinen barrierefreien Club fand, damit hatte ich schon irgendwie gerechnet, sondern weil ich auf meine Anfragen kaum vernünftige oder überhaupt irgendeine Art von Antworten bekam. Die Clubs die mir antworteten, könnt ihr im ersten Teil nochmal nachlesen.
Nachdem ich mit einigen Freunden und Bekannten über diese kleine Enttäuschung gesprochen und mich anderen Themen gewidmet hatte, beschloss ich, mich endlich dem zweiten Versuch zu widmen. Diesmal sollten es die BDSM-Studios sein, die ich abklopfen wollte. Ich war mir meiner Sache ziemlich sicher, diesmal würde ich mehr antworten bekommen, unabhängig davon ob ein Besuch möglich wäre oder nicht. Denn immerhin geht es ja um BDSMer, wir verkaufen uns ja gerne als Gipfel der Empathie. Was sind da schon die 5 Minuten für eine kurze Email?
Ich stellte also, wie bereits im ersten Teil, die folgenden drei Fragen.
- Wie Barrierefrei ist ihr Geschäft? Diese Frage bezieht sich in erster Linie auf sanitäre Einrichtungen und Treppen.
- Wie stehen sie grundsätzlich zu dem Thema Menschen mit einem Handicap in ihrem Geschäft zu haben?
- Wären sie denn damit einverstanden dass ein Link zu ihrer Website in besagtem Artikel erscheint?
Bei einer positiven Rückmeldung sieht der Plan weiterhin vor, dass ich mir selbst ein Bild von dem Studio mache und euch danach ausführlich Bericht erstatte.
Diesmal bin ich wirklich angepisst.
Auch diesmal ist es bereits wieder ein paar Wochen her, seit ich die Anfragen verschickt habe. Ich kann leider nicht mehr genau nachvollziehen wie viele Anfragen es waren, weil mir bei dem Umzug von einem Host zum anderen ein paar versendete Mails verloren gingen, es waren definitiv über 10 und unter 15. Die Antworten die ich bekam, sind allerdings noch vollzählig erhalten geblieben. Es sind drei Mails.
An dieser Stelle tue ich etwas, was ich bei den Swingerclubs nicht getan habe, ich rege mich jetzt mal auf. Ganz ehrlich, was zum Teufel soll sowas? Ist das eine Art von Geschäftsführung die ich nicht verstehe? Ein potentieller Kunde stellt eine Anfrage und man hält es nicht für nötig sich 5 Minuten Zeit für eine Antwort zu nehmen? Hat man Angst vor einer negativen Reaktion auf eine negative Antwort? Ich will niemanden unterstellen behindertenfeindlich zu sein, ich bezweifle aber ernsthaft, dass andere Anfragen ähnlich oft ignoriert werden. Es tut mir leid, mir fehlt für sowas jedwedes Verständnis. Es nervt mich und ja, ich bin wütend darüber.
Es ist zwar nicht lobenswert, wenn ein Club oder ein Studio nicht barrierefrei ist. Allerdings muss man sagen, dass die meisten Clubs oder Studios ihre Räumlichkeiten mieten, deshalb können die Betreiber*innen oft nichts dafür. Das ist dann zwar schade, allerdings ist es so, dass ich dies nur wissen kann, wenn ich eine Antwort bekomme. Die Antwort ändert natürlich nichts, aber sie bedeutet etwas, sie bedeutet man hat sich mit der Anfrage beschäftigt hat. Das wiederum bedeutet, man hat die Thematik wahrgenommen.
Das es auch anders geht, zeigen die drei Studios, die mir geantwortet haben.
Wer hat geantwortet und wie waren die Antworten?
Geantwortet hat uns das Studio Rooms of Eleven, ebenso wie das Fetisch-Penthouse und die Klapsmühle. An dieser Stelle möchte ich mich bei den Betreiber*innen noch herzlichst bedanken. Danke! Es freut mich wirklich riesig, dass ihr euch die Zeit genommen und meine Fragen beantwortet habt. Jetzt will ich euch aber endlich mitteilen, wie die Antworten ausgefallen sind.
Das negative gleich zu Beginn. In all diesen Studios wird es mit Rollstühlen ein Problem geben, es gibt nämlich überall Treppen. Das Rooms of Eleven hat zwar einen Lounge/Barbereich der ebenerdig von der Straße aus erreichbar ist, allerdings geht es für die Toiletten und die Dusche und die Spielzimmer nach unten, hier ist dann für Rollstuhlfahrer leider Schluss. Solltet ihr nicht auf einen Rollstuhl angewiesen, und in der Lage sein die Treppe zu überwinden, seid ihr hier auch mit einer Behinderung ein willkommener Gast.
Die Klapsmühle erstreckt sich über zwei Etagen, der Eingang liegt im ersten Stock. Abgesehen davon schien die Höhe der Türschwellen wohl erwähnenswert zu sein, ich kann euch zwar keine genaue Angabe dazu geben, allerdings glaube ich nicht dass die Schwellen Rollstuhltauglich wären. Die Toiletten sind auch eher schmal, dafür bieten die Räume aber reichlich Raum für ausgiebigen Spaß. Auch hier ist es wieder der Fall, wenn ihr die Treppe bewältigen könnt, seid ihr hier gerne gesehen.
Das Fetisch-Penthouse teilte mit, dass es sehr enge Gänge besitzt und ebenfalls über Treppen verfügt. Für Rollstuhlfahrer*innen wird es also wieder nichts. Allerdings ist es auch hier wieder so, ohne Schwierigkeiten mit engen Gängen und Treppen, werdet ihr auch hier gerne gesehen.
Es gab tatsächlich eine kleine Überraschung.
Als ich auf der Suche nach Kontaktdaten war, fand ich ein BDSM-Apartment. The Masters Home ist ein voll eingerichtetes privates BDSM-Apartment in Bogenhausen, einem nordöstlichen Stadtteil von München. Dieses Apartment wirbt auf der dazugehörigen Website mit Barrierefreiheit. Das bedeutet, ich werde einen Besuch des Apartments planen und euch ausgiebig von allem Bericht erstatten. Ich weiß zwar noch nicht genau wann, aber es wird passieren.