Handicap-Love – Das erste Jahr Sexabled.

Ein Jahresrückblick in vier Bildern. Bild eins zeigt mich im Kimono mit freier rechter Schulter. Bild zwei stammt von dem Shooting mit dem VICE Magazin ein paar Monate später. Bild drei zeigt mich mit Make-up und deutlich längeren Haaren in einem Abendkleid beim Blick über meine rechte Schulter. Bild vier zeigt mich vor unserem beleuchteten Weihnachtsbaum, in meinen Händen halte ich eine Ausgabe des Schlagzeilen Magazins.

Hier dreht sich alles um das erst Jahr von Sexabled. Was ist eigentlich alles geschehen und wie habe ich das erste Jahr wahrgenommen?

Am 05.12.19 war es soweit, dieser Blog wurde ein Jahr alt. An dieser Stelle nochmal danke an alle, die mir auf den Social Media Kanälen folgen und / oder hier regelmäßig lesen. 

Als dieser Geburtstag anstand überlegte ich mir, was in diesem Jahr eigentlich alles so passiert ist. Letztlich kam ich zu dem Schluss, dass es definitiv ein sehr spannendes und erlebnisreiches Jahr war mit sehr sehr vielen positiven und selbstverständlich (leider) auch einigen, wenigen, negativen Aspekten. Was genau in meinen Augen gut war und was eher nicht, dass nehmen wir jetzt einfach mal genauer unter die Lupe.

“Ich dachte, du bist schon fertig.”

Als Sexabled mit den ersten drei Beiträgen an den Start ging dachten einige Menschen in meinem Freundeskreis, dass es dies auch schon gewesen wäre. Da stand nun etwas über Vorurteile, etwas über die Idee des Blogs und etwas über Treffen in Hotels, zusätzlich gabs noch ein Fotoshooting. Frei nach dem Motto: “Da hatte jemand seinen Spaß und seine fünf Minuten und das wars dann auch schon wieder.”. Dementsprechend groß war dann auch die Verwunderung, dass ich zwei Monate später immernoch aktiv an Sexabled gearbeitet habe.

Spätestens als ich mit meinem Beitrag “Handicap-Passion – Über BDSM und Behinderung“ meinen ersten größeren Erfolg, für meine Verhältnisse, landete war klar, ich bin noch lange nicht am Ende. Denn tatsächlich interessierten sich Menschen für das was ich zu sagen habe.

Ein kleinwenig Starthilfe.

Zugegebenermaßen hatte Sexabled auch ein kleinwenig Hilfe um ins rollen zu kommen. Über eine Verlinkung via Facebook wurde Lotta Frei auf meinen Blog aufmerksam. Lotta betreibt einen Blog, der sich mit dem Thema Swingerclubs beschäftigt und da ich mich auch sehr für das Thema Swingerclubs interessiere vereinbarten wir eine Zusammenarbeit. Ich fragte Clubs in und um München nach ihrer Barrierefreiheit ab und fasste das Ergebnis in meinem Beitrag zusammen. Lotta bezog sich auf meinen Beitrag, diese Zusammenarbeit war der Startschuss für einige weitere spannende Kooperationen. Mein Kontakt zu Lotta gehört definitiv zu den positiven Dingen, die dieses Jahr hervorgebracht hat.

Kurz darauf gab es eine Interview-Anfrage von Rehacare, auch wenn es nur ein kurzes und kleines Interview war gab es Sexabled einen ordentlichen Schwung. Auch das ist auf der positiven Seite zu vermerken.

Das Lvstprinzip.

Durch diese Starthilfen bekam ich letztlich Kontakt zu Theresa Lachner, die den den größten Sexblog im deutschsprachigen Raum betreibt, nämlich das Lvstprinzip. Hier bekam ich zum ersten Mal die Gelegenheit ein breiteres Publikum zu erreichen und dementsprechend ehrgeizig war ich beim Verfassen des Gastbeitrags, was dazu führte, dass ich die ersten vier Fassungen dieses Beitrags in den virtuellen Papierkorb schickte, bevor ich Theresa eine Fassung sandte. Am Ende stand natürlich die Version, die ihr heute beim Lvstprinzip lesen könnt. Das Feedback dazu war ausgesprochen gut und mich erreichte keine einzige negative Meinung dazu. Von daher ist auch das hier definitiv ein absolutes Highlight des vergangenen Jahres.

Sexabled und Vice.

Absolut überrascht war ich von einer Mail des Vice Magazins, denn plötzlich wollte tatsächlich ein größeres Onlinemagazin über mich schreiben, mich über zwei volle Tage begleiten. Nach einem etwas längeren Austausch per Mail stand fest, dass man eine vollen Tag ein Interview mit mir und meinen Spielpartner*innen plant. Am darauffolgenden Tag sollte es in mein liebstes Stundenhotel gehen zur Bondage-Begleitung inklusive Fotograf. Diese beiden Tage waren toll, ein absolut respektvoller und glücklicherweise sehr offener Journalist führte das Interview, ein extrem sympathischer Fotograf vollbrachte eine herausragende Arbeit und das ganze in Gesellschaft von Menschen, die mir sehr wichtig sind. Auf das Ergebnis dieser zwei Tage bin ich nach wie vor sehr stolz, der erschienene Artikel ist meiner Meinung nach einfach toll und gehört hier auch ganz oben auf die Liste der guten Dinge.

Allerdings muss ich auch erwähnen, dass es hier durchaus Kommentare gab, die sehr Niveaulos waren und auch richtig unter die Gürtellinie gingen. Das waren nicht viele und die positiven Stimmen waren deutlich in der Überzahl, aber trotzdem möchte ich es hier einfach mal erwähnen. So ist es eben im Internet, Maulhelden gibts überall und Niveau ist bekanntlich keine Handcreme.

Ein unerwarteter Erfolg im August.

Ein weiterer und für mich vollkommen überraschender Erfolg war der Beitrag “Handicap-Love – Lasst uns doch mal über Transgender mit einer Behinderung sprechen.” den ich anfang August veröffentlicht habe. Ich hatte diesen Beitrag verfasst weil mir dieses Thema sehr wichtig ist und auch als eigenes kleines Outing. Allerdings hätte ich niemals mit diesem überwältigendem positiven Feedback gerechnet, ich habe tatsächlich irgendwann den Überblick darüber verloren wie oft der Beitrag geteilt wurde.

Ursprünglich ging ich davon aus, dass sich spätestens zu diesem Zeitpunkt Stimmen häufen würden die sich in Richtung des angeblichen “Trans*-Hypes” äußern würden. Umso glücklicher bin ich natürlich im nachhinein, denn an mich persönlich wurde kein einziger dementsprechender Kommentar gerichtet oder herangetragen. Diese wunderbaren Reaktionen haben mich sehr glücklich gemacht. Wir alle sind Menschen, vollkommen unabhängig davon wie wir unser Geschlecht definieren, ob wir eine Behinderung haben oder gesund sind, woran wir glauben oder woher wir kommen. Der Beitrag und die Reaktionen waren ein Highlight.

Zum Jahresabschluss noch etwas ganz besonderes.

Zum Jahresabschluss gab es dann noch einmal zwei besondere Momente für mich, beide fielen lustigerweise sogar fast aufeinander. Zum einen wurde ein Interview von im Magazin “M” veröffentlicht, in Ausgabe 4 – 2019, das Magazin gehört zum Martinsclub, ein Verein aus Bremen der sich für behinderte Menschen einsetzt. Die Ausgabe steht zum Download als PDF zur Verfügung

Zum anderen wurde mein Artikel “Kann BDSM zur Verbesserung der Situation von behinderten Menschen beitragen?”  in den Schlagzeilen Nr. 174 abgedruckt. Darauf bin sehr stolz, die Ausgabe ziert mittlerweile meine Wand. Das ganze Magazin ist hochspannend, übrigens bin ich nicht der einzige behinderte trans* Mensch in diesem Magazin. Den Link zum Shop gibt es hier.

Viele interessante neue Kontakte und eine großartige Community.

Bevor ich Sexabled ins Leben gerufen habe, hatte ich keine Social-Media Accounts und ich wollte eigentlich auch nie welche. Einen Blog ohne diese Kanäle zu betreiben ist allerdings etwas schwierig, deswegen entschied ich mich für Facebook und Instagram. Im laufe der Zeit durfte ich, neben den bereits erwähnten Menschen, viele spannende und starke Persönlichkeiten kennen lernen. Besonders die Verknüpfung innerhalb der Community von behinderten Menschen hat es mir angetan und begeistert mich immer wieder aufs Neue. Von daher war die Entscheidung pro Facebook und Instagram absolut richtig und ich bereue sie zu keinem Zeitpunkt.

Sexblogger*in zu sein, macht einen nicht zum willenlosen Sexobjekt.

Es gab natürlich nicht nur positive Entwicklungen und Dinge. Eine der auffälligsten Veränderungen im vergangenen Jahr war die Art und Weise wie sich die Kontaktaufnahmen, in vielen Fällen, in meine Richtung verändert hat. Ich lösche mittlerweile gut und gerne die doppelte Menge von Penisbildern aus all meinen virtuellen Briefkästen. Die dazugehörigen Mails sind in der Regel mindestens so übergriffig wie die Bilder. Ich frage mich ob diese vollkommen hirn,- und niveaulose Taktik jemals irgendwo zum Erfolg geführt hat, vorstellen kann ich es mir nicht.

Erstkontakt auf einem Datingportal.
Wenn über dem Niveau eine Kellerwohnung frei ist.

Menschen die mit dem Thema Sex zu tun haben, in welcher Form auch immer, sind in der Regel offenherzige Menschen, jedenfalls trifft dies auf alle Menschen zu die ich in diesem Zusammenhang kennen lernen konnte. Das macht diese Menschen aber nicht zum willen,- und persönlichkeitslosen Sexobjekt. Ich will hier auch gar nicht alle Männer in einen Topf werfen, es gibt glücklicherweise noch genügend Herren mit etwas Niveau die derartige Methoden nicht nötig haben.

Vielen Dank und wie geht es weiter?

Zunächst möchte ich mich bei euch Leser*innen nochmal bedanken, ich musste auf Sexabled.de und den dazugehörigen Kanälen noch nie in eine Diskussion eingreifen oder eine unpassenden Kommentar löschen. Nur ein einziges Mal musste ich einen Troll auf Instagram blockieren. Vielen Dank, dass ihr eure Meinungen immer so sachlich zum Ausdruck bringt.

Wie geht es jetzt weiter? Nun, normalerweise arbeite ich sehr frei, was bedeutet ich habe eigentlich keinen Plan wann ich welches Thema bearbeiten werde und ich möchte mich auch nicht unter Druck setzen. Ich kann euch allerdings verraten dass es im Januar einen tollen Gastbeitrag zum Thema HIV geben wird, der Beitrag für Februar ist dann wieder von mir und dreht sich um SMantra und abgesehen davon gibt es im April ein Seminar mit dem Titel “Tantra meets Handicap” an dem ich teilnehmen möchte. Ansonsten werden mir die Themen sicherlich nicht so schnell ausgehen und wir schauen was uns das neue Jahr so bringt.

Rutscht gut rüber!

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Foto oben rechts by © jmvotography

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