Pro Familia: Über Sexualität und Behinderung

Zwei Mikrofone hängen vor einem schwarzen Hintergrund.

Pro Familia sendet regelmäßig über den Radiosender “Radio Lora”. In der Sendung, die ich euch jetzt vorstelle, ging es um das Thema Sexualität und Behinderung.

Pro Familia München suchte bereits Ende Juli nach einem Menschen mit Behinderung, der über sein Erleben und die eigenen Erfahrungen im Bereich der selbstbestimmten Sexualität sprechen wollte. Über einen Kontakt kam ich in das Vergnügen des Interviews, welches sehr angenehm verlief.

Ich poste hier jetzt zunächst mal das Interview, so könnt ihr euch eine eigene Meinung bilden, bevor ich mich dazu weiter äußere.

Inklusion und Namen.

Zunächst möchte ich erwähnen, dass ich es grundsätzlich sehr gut finde, wenn man sich diesem Thema nähert. Die meisten Beiträge haben einen Mehrwert, auch wenn es oft Abzüge in der B-Note gibt. Beim Thema Inklusion bildet der Beitrag von Pro Familia meiner Ansicht nach keine Ausnahme. Über meine folgende Kritik habe ich übrigens bereits im Vorfeld mit der Redaktion gesprochen, ich sage euch also nichts anderes als den verantwortlichen Personen.

Mein erster Kritikpunkt war die Dauer der Unterhaltung mit Frau Pfreimer. Grundsätzlich sagt sie zwar viele gute und richtige Dinge, doch ist mir die Redezeit der Expertin deutlich zu lang. Ich bin der Meinung, dass betroffene Menschen grundsätzlich eine Komponente mit einbringen, die keine Theorie jemals vermitteln kann, nämlich Erfahrung in der jeweiligen Situation. Sprechen wir also über Themen rund um Inklusion, ist es wichtig, Menschen mit Behinderung den absoluten Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit einzuräumen. 

Ein weiterer Kritikpunkt war die Verwendung des Wortes “Beeinträchtigung”. In den Disability Studies bezieht sich Beeinträchtigung nur auf den körperlichen Teil der Situation, die soziale Komponente fällt dabei völlig unter den Tisch. Das Ganze hat mich ein wenig verwirrt, denn die soziale Komponente wird ja auch noch zu Beginn korrekt angesprochen. Pro Familia teilte mir übrigens mit, dass es als Eigenbezeichnung einer Person so gewünscht war und wohl deswegen öfter übernommen wurde. Als Eigenbezeichnung ist es natürlich legitim, aber wenn man über das Thema Inklusion sprechen und aufklären möchte, sollte man den sozialen Aspekt der Thematik nicht weglassen. Liebe Journalist*innen, wenn ihr über das Thema sprechen oder schreiben möchtet, aber bezüglich der Ausdrucksweise unsicher seid, schaut einfach bei den Leidmedien rein.

Der letzte Kritikpunkt ist sehr persönlich. Als wir das Interview aufgenommen haben, gab es offenbar Probleme mit dem Ton, weshalb man das Interview zusammengefasst hat. Was übrigens auch etwas ist, worauf ich mich nicht mehr einlassen werde. Wenn man mich im Interview als Chris anspricht und ich mich auch so vorstelle, kann ich nicht verstehen, warum mich der Moderator grundsätzlich mit dem falschen Namen anspricht.Die Begründung dafür ist relativ schräg, man sagte mir, ich hätte mich selbst als Christina bezeichnet, was nicht stimmt. Ich stelle mich selbst als Chris Kiermeier vor, alles andere würde auch wenig Sinn machen. Natürlich kann man das auf die Tonqualität schieben. Die Antwort der Redaktion erschließt sich mir dadurch allerdings nicht. Namen sind ein sensibles Thema für trans* Menschen, wir wählen unsere Namen mit Bedacht. Also warum sollte ich einen Namen benutzen, den ich noch nie benutzt habe, den ich ganz bewusst nicht gewählt habe, und unter dem man mich und meine Arbeit nicht finden kann? Warum ist das überhaupt eine Diskussion, nachdem ich gesagt habe, dass die Anrede falsch ist? Ich erwarte bei solchen Dingen mehr Sensibilität und auch bei diesem Punkt kann ich nur sagen, liebe Journalist*innen fragt im Zweifel lieber nochmal nach.

Das ist keine bösartige Kritik, ich möchte einfach zu einem besseren Umgang mit solchen Themen anregen. Euch wünsche ich jetzt noch viel Spaß beim Reinhören, falls ihr das noch nicht getan habt.

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