Handicap-Dingsbums – Ist der Tenuto von Mysteryvibe ein gutes Sexspielzeug für behinderte Menschen?
Vor einigen Monaten habe ich mir den Tenuto von Mysteryvibe bestellt. Hier teste ich den angeblichen Wundervibrator nun ausführlich, hält das Spielzeug was es verspricht?
Es ist mittlerweile knapp über ein Jahr her, da entdeckte ich den Tenuto über eine Werbung auf Fetlife. Zu dieser Zeit suchte ich ein Sextoy welches mir die Freiheit geben sollte die Orgasmen meiner männlichen Partner zu kontrollieren, wofür eine Steuerung per App ganz wichtig ist, zusätzlich sollte es aber auch ein gutes Spielzeug bei der gemeinsamen Anwendung sein, die Ansprüche waren also klar definiert und nicht unbedingt gering.
Was ich dann auf der damaligen Website von Mysteryvibe sehen konnte, war durchaus ansprechend. Die aktuelle Seite sieht anders aus, ist aber nicht weniger ansprechend. Dementsprechend schickte ich den Link an einen meiner Partner, ich wollte seine Meinung hören und abgesehen davon wollte ich mir den Tenuto nicht alleine gönnen. Denn eines war klar, wenn wir den Tenuto kaufen möchten, müssten wir ihn importieren und dass bei einem Produkt ohne jegliche neutrale Tests, denn das Spielzeug ging zu diesem Zeitpunkt gerade erst in Produktion.
Letztendlich siegte unsere Neugier über die Vernunft. Man kann dies wohl tatsächlich so formulieren, denn Sexspielzeuge mit einer App-Steuerung sind jetzt wahrhaftig keine weltbewegende Neuigkeit und wir hätten auch ein anderes Produkt kaufen können welches schon Feedback von anderen Benutzer*innen bekommen hatte. Es wäre natürlich nicht das exakt gleiche Spielzeug gewesen und genau da lag wohl auch das Problem. Wir wollten genau dieses Spielzeug. Warum? Um ehrlich zu sein, weiß ich das bis zum heutigen Tag nicht so wirklich. Wir bestellten also unseren Tenuto.
Eine lange Lieferzeit.
Bevor ich mich jetzt dem Spielzeug an sich widme, werde ich erstmal ein kleines bisschen über die Zeit zwischen der Bestellung und der Ankunft des Tenuto berichten. Dieser Punkt ist für euch, bei einer eventuellen Kaufentscheidung, völlig irrelevant. Denn wenn ihr diesen Beitrag lest, ist der Vibrator wahrscheinlich längst in Deutschland erhältlich.
Solltet ihr aber jemals auf die Idee kommen, ein neues Produkt von einem Start-Up zu importieren, solltet ihr wissen, dass das wirklich sehr sehr lange dauern kann. In unserem Fall gab es zum Beispiel Probleme mit der Lieferkette und bei der Produktion. Worüber man als Käufer*in allerdings erst auf Nachfrage informiert wurde, in Punkto Kommunikation hätte Mysteryvibe definitiv noch Luft nach oben, was aber mit dem Produkt an sich nichts zu tun hat. Mehr als ein halbes Jahr zu warten ist einfach etwas hart und das kann bei derartigen Bestellungen einfach mal passieren, nur dass ihr das wisst.
Was kann der Tenuto nun wirklich?
Nach dieser ewigen Wartezeit hat der Tenuto doch noch einen Weg zu uns gefunden. Kann er denn wirklich halten was vom Hersteller versprochen wird? Grundsätzlich stimuliert der Tenuto mehrere Zonen, dafür sorgen seine sechs Motoren, welche durchaus Leistungsstark sind. Die Motoren sollen den Penis und das Perineum, damit ist umgangssprachlich der Damm gemeint, stimulieren und angeblich hilft es auch bei Erektionsstörungen. Letzteres kann ich nicht beurteilen, ich wollte es nur erwähnen.
Was einem direkt auffällt, wenn man den Tenuto zum ersten Mal auspackt, ist die Verbindung aus Stabilität und Flexibilität. Die für den Penis gedachte Öffnung ähnelt einem Penisring, obwohl sie zunächst sehr klein wirkt, ist die Öffnung beweglich genug um auch gut gebaute Herren zu beglücken. Auch am Perineum sitzt der Tenuto relativ gut. Man sollte ihn meiner Meinung nach aber erst anlegen wenn man bereits eine Erektion hat, sonst muss man später gegebenenfalls noch einmal justieren.
Genau hier liegt auch schon eine der größeren Schwächen des Spielzeugs. Der Tenuto sitzt bei langsameren Spielarten zwar durchaus gut und trägt sich angenehm, bei härteren Gangarten wird das allerdings zum Problem, denn gerade hier wäre ein festerer Halt durchaus wichtig. Abgesehen davon kam es mir so vor, als würde man durch den Aufbau des Tenuto irgendwie an Penislänge einbüßen. Dieser Aufbau führt zwar zu der bereits genannten Stabilität, doch die Länge und Form führt zu besagtem Problem und die Fläche fehlt euch gegebenenfalls bei der Penetration. Ob das jetzt für euch schlimm ist, müsst ihr selbst entscheiden.
Was den Lustgewinn betrifft, betrachte ich den Tenuto mit gemischten Gefühlen. Die Vibration habe ich als zwar als Unterstützung, für bessere Standfähigkeit, wahrgenommen und sie ist keinesfalls unangenehm. Allerdings ist es weder mir, noch meinen Partnern, gelungen einen Orgasmus, rein durch die Vibration, zu bekommen. Ich habe ihn sogar lieber nach einiger Zeit abgelegt.
Die Technik.
Kommen wir zunächst mal zum Akku. Dieser hält pro Ladung ungefähr 1,5 Stunden bei vollem Gebrauch, was für ein Sextoy völlig ausreichend ist. Geladen wird selbstverständlich über USB, alles andere wäre auch eine Frechheit.
Damit kommen wir auch schon zur App und zu meinem größten Kritikpunkt. Ich hatte auf meinem alten Samsung Smartphone und auf allen Huawei Geräten in unserem Haushalt keine Möglichkeit mit der App zu arbeiten. Mein Smartphone war zu alt und Mysteryvibe hat offensichtlich etwas gegen Huawei, irgendwas ist hier wohl mit den Bluetooth-Chips, glücklicherweise konnte ich noch ein Samsung Tablet auftreiben. Mit der App regelt man die Intensität, das gewünschte Programm und man soll später sogar Programme selbst erstellen und teilen können.
Mein größtes Problem mit dem Tenuto liegt allerdings nicht an der App, der verzögerten Lieferung oder dem Gefühl beim tragen. Nein, es liegt an der Unterseite des Spielzeugs. Es ist die verdammte Power-Taste! Jetzt denkt ihr euch vielleicht “Okay, jetzt dreht er völlig durch.” aber nein, dieses Ding kommt direkt aus der Hölle. Ich selbst kann den Tenuto natürlich nicht einschalten, für Menschen mit ähnlichen Krankheitsbildern, für sehbehinderte Menschen oder Menschen mit eingeschränkter Motorik ist der Tenuto also nichts, wenn niemand mitmacht. Wenn völlig gesunde Menschen schon mindestens fünf Versuche brauchen, um den Kontakt der Taste richtig zu treffen, kann das ja nichts werden.
Liebe Leute von der Firma Mysteryvibe, sucht euch bitte zukünftig einen besseren Platz für eure nötigen Tasten. Das ist einfach alles zu klein und zu eng für eine sinnvolle Bedienung, finde ich zumindest.
Das Fazit.
So damit kommen wir zum Fazit, was gar nicht so einfach ist. Wenn ihr diesen Beitrag lest, wird der Tenuto entweder schon in Deutschland erhältlich oder zumindest kurz davor sein. Was bedeutet er wird wahrscheinlich deutlich billiger sein als vor gut einem Jahr, immerhin habe ich damals gute 180 Euro für das Ding hingelegt. Deswegen mache ich hier, bei der Bewertung, kein Thema aus dem Preis. Ich bewerte jetzt, auf einer Skala von 1 bis 5, nur die Erfahrungen beim Sex und mit der Technik.
Also die Motoren machen ihre Arbeit, die Stimulation kommt zwar durchaus an wo sie, laut Hersteller, soll aber sie spart meiner Meinung nach die erogensten Zonen leider aus. Dadurch ist ein Orgasmus, der ausschließlich über das Gerät passieren soll, leider kaum machbar, wenn überhaupt. Das Gerät wirkt flexibel und ist stabil, dafür ist er auch sehr “bullig” was zu den oben genannten Problemen führen kann. Zusätzlich kommt der etwas zu lockere Halt. Die App tut im Endeffekt genau das was sie soll, da gibt es nur die Sache mit der Kompatibilität zu älteren Geräten und gewissen Herstellern. Die Laufzeit pro Ladung ist völlig okay.
Jetzt brauchen wir eine Bewertung. Alles in allem bin ich, trotz der vielen Kritik, nicht wirklich unzufrieden. Allerdings bin ich auch nicht überglücklich. Ich mache an der Stelle mal 3 von 5 Punkten. Die Idee ist gut, die Umsetzung ausbaufähig. Sollte das Spielzeug wirklich für 99 Euro bei uns in die Läden kommen, und ihr für Slow Sex oder für die Selbstbefriedigung eine kleine Unterstützung brauchen, ist es eine Überlegung wert. Mehr als diese Summe würde ich allerdings nicht bezahlen.