Handicap-Dingsbums – Der Liberty von Womanizer.
Der Liberty von Womanizer verspricht intensive Orgasmen, auch außerhalb des Schlafzimmers. Der Druckwellenvirbator soll der beste Travel-Buddy sein. Klingt spannend, mal sehen ob es auch stimmt.
Advent, Advent, mein Weihnachtsbaum vibriert. Das reimt sich kein Stück, ich weiß. Allerdings stimmt es irgendwie, denn ich bekam ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk, den Liberty von Womanizer. Der kleine Freund flatterte mir zwar schon im November ins Haus, allerdings kam ich in der ersten Zeit einfach nicht zu einem wirklich ausführlichen Test. Erst in den letzten Tagen hatte ich die Zeit, mir den Liberty etwas genauer anzusehen.
Als man mir den Liberty zum Test angeboten hat, war ich durchaus überrascht. Eigentlich war ich allgemein überrascht davon, dass Womanizer überhaupt auf mich zugekommen ist. Denn ich behaupte jetzt einfach mal, dass ich als trans Mensch mit einem Penis nicht die klassische Zielgruppe darstelle.
Darüber hinaus versuche ich natürlich alle Toys auf ihre Barrierefreiheit zu testen, insofern das machbar ist, bei einigen Toys gibt es in dem Bereich mehr zu testen als bei anderen. Ein Sextoy mit Appsteuerung, wie der Tenuto, hat natürlich ein größeres Feld welches auf die Einsatzmöglichkeit für behinderte Menschen überprüft werden muss. Nichtsdestotrotz musste sich auch der Liberty diesen Tests unterziehen.
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, den Liberty zu testen und dass man bei Womanizer bereit war diesen etwas außergewöhnlichen Test einzugehen.
Übrigens: Ich habe den Liberty in der Lily Allen Edition bekommen, was aber am Innenleben nichts ändert. Nur dass ihr das wisst. Apropos Innenleben, wir werfen direkt mal einen Blick auf die Technik.
Die Details.
Was einem als erstes auffällt, wenn man den Liberty in den Händen hält, ist seine geringe Größe und sein diskretes Design. Der kleine Lustspender ist nur 10,3 cm lang und gerade mal 4,7 cm breit. Abgesehen davon ist er auch äußerst leicht, er bringt gerade mal um die 90 g mit der Verschlusskappe auf die Waage bzw. 69 g ohne Verschlusskappe. Das Gewicht ist schon mal ein Pluspunkt, denn ich als Mensch mit einer neuromuskulären Erkrankung, kann den Liberty heben und auch halten, beides ist nicht selbstverständlich. Der Druckwellenkopf ist übrigens 1 cm breit und 1,5 cm lang.
Das Material ist Silikon und Kunststoff, eigentlich nicht großartig erwähnenswert aber für manche Menschen ist das ein wichtiger Punkt, weshalb man es dann eben doch erwähnt. Der Liberty ist wasserdicht, was sich bei Sexspielzeug eigentlich grundsätzlich anbietet und trotzdem nicht immer der Fall ist. Die Ladezeit des Akkus beträgt ca. 60 Minuten, der Akku hält dann ca. für 120 Minuten, was absolut in Ordnung ist, denn durch die Intensität wird man das Spielzeug wohl kaum zwei Stunden am Stück laufen lassen. Geladen wird der Akku übrigens über einen USB-Ladeanschluss mit magnetischen Ladepins, auch das mag ich persönlich sehr gerne.
Zur Befriedigung der Lust dienen 6 verschiedene Intensitätsstufen mit denen man die hauseigene Pleasure Air Technologie, die übrigens allen Womanizer-Toys zu eigen ist, fast stufenlos regulieren kann. Hier überzeugen mich die leichten Tasten ganz besonders, denn ich kann diese Tasten tatsächlich drücken und so die Stufen selbst regulieren oder den Liberty an,- bzw. ausschalten.
Zusätzlich bekommt man noch einen größeren Klitoris-Aufsatz, ein USB-Ladekabel und eine Bedienungsanleitung. Die Lily Allen Edition unterscheidet sich farblich vom klassischen Liberty, jedoch nicht in der Leistung.
Die großen Fragezeichen zu Beginn.
Nachdem ich meinen Liberty ausgepackt und mich mit den technischen Details und dem Lieferumfang auseinandergesetzt hatte, musste der Praxistest folgen. Hierbei stellte sich mir die Frage, wie ich ein Sextoy testen soll, welches zur Stimulation der Klitoris entwickelt wurde. Ich musste mir etwas überlegen und ich kam zu dem Schluss, dass ich den Liberty einfach mal an meinen erogensten Zonen ausprobieren wollte.
Ich hatte mir davon recht wenig erwartet, denn dafür ist das Spielzeug einfach nicht gemacht. Also nahm ich den Liberty und setzte ihn einfach mal im Intimbereich an. Am Skrotum, also dem Hodensack, war das Ergebnis noch sehr durchwachsen. Natürlich gibt es durch die Vibration einen gewissen Reiz, aber überwältigend war die Erfahrung nicht und für ein gesteigertes Lustgefühl hätte es hier auch nicht gereicht.
In diesem Moment hatte ich meine ersten Zweifel, ich war mir absolut nicht mehr sicher ob ich in diesem Test ein positives Ergebnis erzielen würde. Dann setzte ich den Liberty an die einzige Stelle des männlichen Körpers, die in ihrer Sensibilität mit einer Klitoris vergleichbar ist, das Frenulum. Das Frenulum ist das Bändchen, das die Vorhaut und die Eichel verbindet. Es beginnt bereits einige Zentimeter auf der Vorhaut und mündet in der Harnröhrenöffnung. Man bezeichnet es auch als den F-Punkt des Mannes. Allerdings ist bei beschnittenen Männern das Frenulum größtenteils entfernt, deshalb haben nicht alle Männer diese erogene Zone.Hier punktete der Liberty erneut unerwartet, ich musste die Stufen zwar weit nach oben stellen, aber dann war der Orgasmus auch nicht mehr fern und wäre bei längerer Dauer auch sicher passiert.
An den Brustwarzen fand ich das Spielzeug ebenfalls sehr reizvoll, wobei das für mich auch wirklich eine sehr erogene Zone ist. Ich hatte hier aber auch meinen Spaß, auch in den niedrigeren Stufen.
Noch ein paar Gedankengänge.
Jetzt möchte ich noch kurz auf ein paar Dinge eingehen, die mir im Verlauf des Tests durch den Kopf gegangen sind. Das Design des Liberty hatte ich ja bereits kurz erwähnt, Womanizer bewirbt das Toy ja als Travel-Buddy, Zitat “…Dein perfekter Reisebegleiter…”. Jetzt bin ich niemand der groß auf Reisen geht, aber ich könnte mir vorstellen, dass das durchaus stimmt. Mit der Verschlusskappe würde niemand auf die Idee kommen, dass das ein Sextoy ist und das Gewicht und die Maße sind tauglich für jedes Handgepäck.
Der nächste Gedanke betrifft die Form. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der Liberty auch bequem zwischen den Vulvalippen getragen werden kann, beispielsweise in einem Höschen. Belegen kann ich das aber nicht, es ist nur ein Gedanke.
Mein Fazit.
So kommen wir zum Fazit. Also zunächst möchte ich ausdrücklich sagen, der Liberty hat aufgrund seiner leichten Tasten und seines geringen Gewichts eine gute Benutzbarkeit für viele behinderte Menschen. Er ist sicherlich nicht für alle behinderten Menschen geeignet und für manche Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen sicher immer noch zu schwer, jedoch ist er das leichtgängigste Sexpielzeug das ich kenne. Daher werde ich ihn in diesem Bereich dementsprechend gut bewerten.
Der Lieferumfang ist gut, die Akkulaufzeit ebenfalls. Mir gefällt das Laden über den magnetischen Ladepin. Das Material ist gut verarbeitet aber nichts außergewöhnliches, was aber auch gar nicht sein muss. Das Lily Allen Design finde ich persönlich hübsch, aber das ist Geschmackssache.
Die Pleasure Air Technologie hat mir großen Spaß bereitet und die 6 Intensitätsstufen gehen fast nahtlos ineinander über. Mir fehlt aber der Vergleich zu anderen Womanizer-Toys, daher kann ich nicht beurteilen ob der Liberty hier schwächelt oder sogar auftrumpft.
Die Preis/Leistung finde ich absolut okay. Jedes Liberty-Modell kostet 99,- Euro, wenn man direkt bei Womanizer kauft, die Lily Allen Edition bildet da keine Ausnahme.Der Liberty bekommt von mir 4,0 von 5 Punkten. Der Große Pluspunkt ist die gute Bedienbarkeit für behinderte Menschen, die bewerte ich wirklich sehr hoch, auch deswegen weil es etwas ist, was sehr selten gegeben ist.